Friday 9 November 2007

SYMI – Der Wächter der Ägäis

Ελληνικά

Flickr Slideshow
Flickr set und kurze Geschichte Symis

Symi - Gialos
© All rights reserved

Ich war lange nicht auf Symi gewesen, seit etwa zehn Jahren nicht mehr. Obwohl diese kleine Insel nur zwei Stunden mit der Fähre von Rhodos entfernt ist, hatte ich die Reise immer aufs nachste Jahr verschoben. In mir ist Symi als die Insel meiner Mutter registriert. Jetzt konnte ich kaum warten, wieder da zu sein, als ich letztlich nur gutes über das kulturelle Aufblühen dort hörte. Dieses mal wollte ich die grenznahe Insel und ihre Einwohnen tiefer kennenlernen.

Die Fähre fuhr um den Berg und anstelle der Felsen, die senkrecht zum Meer hinabsteigen kam der Hafen zum Vorschein. Ein natürlicher Hafen, mit enger Einfahrt, von Bergen umrahmt, imposant für den Zuschauer und schützend für die Schiffe. Das Bild, das trübe in meinem Kopf hervorschimmerte, fing an wieder deutlicher zu werden. Die Hauptsiedlung der Insel, Gialos, ist amphitheatralisch auf dem Felsen gebaut, der den Hafen umringt. Die Häuser im neoklassizistischen Stil, traditionell und vielfarbig zugleich, schaffen eine besondere Atmosphäre. Die Stadt klettert links bis hin zum Scheitel hinauf und steigt wieder ab auf der hinteren Seite : das Chorio. Die Flora ist armselig, nur Häuser und Stein. Es ist sensationell, wie man dort überlebt hat, mit einer einzigen „Waffe“, den seemänischen Fähigkeiten.

Coffee time...
© All rights reserved

Ich ließ meine Sachen im Hotelzimmer und ging wieder raus für einen ersten Spaziergang. Die Ein-Tages-Touristen trotzten der Hitze und gingen den Bootsteg auf und ab. Die verschiedenen Läden mit Souvenirs, Plastik-Sonnenbrillen und „I-Love-Symi“ T-Shirts platzten vor der Menschenmenge. Unter ihnen auch Bänke mit Spongen, letzte Überbleibsel einer Zeit, in der die Spongenfischerei blühte. Ich ging weiter durch den Hafen, in den Marktbereich. Die Strassen sind eng und von lärmenden Alltagsgeschäften überfullt. Die Touristen mischten sich mit den Einheimischen, manche bewegten sich hastig, andere langsam und lässig. Die farbigen Markisen und das Spiel von Licht und Schatten zwischen den Häusern schufen eine Stimmung nahöstlichen Marktes. Läden aller Arten, Supermärkte, Buchhandlungen, Cafés und Schmuckläden – touristisch, aber bunt und mit Geschmack dekoriert- bilden einen kleinen, aber relativ modernen Markt. In der zweiten Reihe Bäckereien, Schmieden und Schreinereien schenken der Atmosphäre eine traditionelle Note.

Hinter dem Markt ist es ruhiger. Es gibt nur wenige Häuser da und die Einheimischen, die der Hitze trotzen – wegen seiner Lage zwischen den Bergen wird Gialos während der Sommermonate von hohen Temperaturen geplagt wird. Die neoklassizistischen Gebäude, die auf dieser Stadtseite stehen, sowie auf der Kali Skala und Mouragio sind imposant, ein schönes Beispiel der Inselarchitektur mit vielen Elementen von der europäischen Architektur des vergangenen Jahrhunderts. Diese Häuser einstiger wohlhabenden Händler verleihen Symi ihren besonderen Charakter. Große Bauten kunstvoll geschmückt mit Emblemen, Giebeln und mit Mosaiken ausgelegten Hofen, gebaut aus Stein und Holz. Die europäischen Einflüsse auf ihr Design, die auf die Geschäftsaktivitäten ihrer Besitzer in Europa zurückzuführen sind, verheimlichen nicht, daß die Häuser nicht nur ein Zuhause waren, sondern auch ein Statussymbol. Die verwendeten Materialien waren qualitativ hochwertig und wurden speziell dafür von symischen Seemänner importiert. Ihre Farbenvielfalt kennzeichnet eine Vorliebe für das Besondere und unterscheidet Symi von anderen griechischen Inseln –zum Beispiel die Kykladen, wo die gleichen, immer sich wiederholenden Farben vorherrschen.

Auf der Hinterseite des zentralen Platzes von Gialos befindet sich ein solches neoklassizistisches Gebäude; das Schifffahrtsmuseum Symis, ein imposantes zweistöckiges Haus mit Giebeln und Pseudosäulen, weiß, blau und gelb gemalt. Auf dem Vorhof sind alte Kanonen und Anker gestellt, sowie viele andere Teile aus Schiffen vergangenen Zeiten. Im Museum selbst werden Miniaturen aller Schiffarten, die in Symi gebaut wurden, als die Symier noch Vorreiter in der Schiffbautechnik waren. Die symischen Schiffe waren im 18. Jahrhundert so schnell, daß sie vom Sultan als Postboote zwischen dem Hohen Tor und der Flotte eingesetzt wurden. Die schnellen symischen Schiffe sind wahrscheinlich auch die Namensgeber der Insel, da sie von den Türken Simbekir benannt wurden und Symi darauffolgend Simbeki.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. und trotz der türkischen Besetzung erlebte die örtliche Gesellschaft eine einmalige Blüte. Die Symier benutzten ihre schnelle Flotte und ihre seemännische Fähigkeiten, um Steuererleichterungen zu gewinnen und machten die Insel zum Handelzentrum des ganzen Gebiets. Der Unternehmung(-er-)geist der Einheimischen hat sie dazu geführt, sich mit dem Schwammhandel zu befassen und schnell wurden sie Führer(Vorreiter heb ich vor 5 Zeilen benutzt) der Branche in ganz Europa. Schwämme wurden damals in der Industrie als Dichtungsmaterial und für die Modellierung von Porzellan verwendet. Symier versorgten große Unternehmen mit Schwämme, nicht nur in Europa, sondern auch in der Turkei (Konstantinopel), in Ägypten (Alexandria) und sogar in den USA (Florida). Wegen ihrer beruflichen Aktivitäten erhielten sie Zugang zu fremden Kulturen und wurden von ihnen beeinflusst. Der symische Handel erlitt schweren Schaden erst als die Italiener während des Italo-türkischen Kriegs auch Dodekanesen, einschliesslich Symi, eroberten. Die Einschränkungen und die strengen Kontrollen im Handel, der versuch Rhodos als wirtschaftliches und politisches Zentum zu etablieren und die Verbreitung von Dampfschiffen haben zur allmählichen Rezession der örtlichen Gesellschaft geführt. Symier fingen an zu emigrieren, in der Hoffnung, ihre Lebensbedingungen verbessern zu können. Schwammtauchen und Handel verloren an Bedeutung und die teuren Häuser wurden verlassen oder Notverkauft, so daß die Besitzer das nötige Kapital für die Migration finden könnten. Der Baustillstand hat unverwechselbare Spuren auf Gialos und Chorio Hinterlassen : zwischen den gut erhaltenen bunten Gebäuden gibt es viele verlassene heruntergekommene Häuser, deren damaliger Glanz mit Schwierigkeit zu erkennen ist. Auf der anderen Seite hat der Baustillstand und die Charakterisierung der Siedlung als erhaltungswürdig dazu beigetragen, daß Gialos und Chorio die Zeit des unkontrollierten Baus ohne Wunden überlebt und ihren traditionellen Charakter erhalten haben.

Sponges
© All rights reserved

Ich ging zurück zum Mouragio und hielt vor einem Schwammladen an, um mir die Schwämme und die anderen dekorativen Waren und Souvenirs anzusehen. Ein grauhaariger Herr im mittleren Alter kam auf mich zu und ich fragte ihn, ob sie die Schwämme selbst sammeln „Nicht mehr, es lohnt sich nicht. Der Aufwand wäre zu groß für den Gewinn. Jetzt importieren wir die Schwämme aus Karpathos.“. Dinos – das war sein Name- ging mit mir in den Laden, um mir verälterte gerahmte Bilder zu zeigen, mit Tauchern, die stolz die gesammelte Schwämme in den Händen hielten. “Es ist der Platz vor dem Rathaus“ erklärte er mir ein Bild mit einem Platz voll von Schwämmen gedeckt, “man ließ sie in der Sonne trocknen. Sie decken den ganzen Platz. Ich erinnere mich noch wie mein Großvater von insgesamt 1450 Schiffen oder Booten sprach, die um 1900 für das Schwammtauchen eingesetzt wurden“. Obwohl Symi damals um die 25.000 Einwohner hatte, ist die Zahl von Booten sehr beeindruckend.

Kali Strata
© All rights reserved

Ich wartete im Hotel, bis es ein wenig kühler wurde und ging wieder raus, über Mouragio, in Richtung Hafen. Der Bootsteg ist voll von traditionellen Cafés, denen gegenüber sind die Schalter aufgestellt, wo man Tickets für die Tagesausflüge zu den Stränden vorauskaufen kann. Nach kurzer Suche in den Gassen fand ich Kali Skala ; eine Treppe mit 500 breite Stufen, die zugleich den Hauptverbindungsweg zwischen Gialos und Chorio darstellt. An der Strasse befinden sich noch einige imposante Adelshäuser, aber wenn man sich Chorio nähert werden sie von kleineren, einfacheren Häusern, ohne komplexen Dekorierungsdetails ersetzt. Man hat in Chorio ein anderes Gefühl. Die Rhythmen sind hier lansamer, fast faul, die Läden kleiner, die Cafés origineller, ohne die absichtlich traditionelle Dekorierung , die in Gialos so oft vorkommt. Die Leute in Chorio reden von Gialos, als wäre er ein weit entfernter Ort, das Gegenteil gilt für die Bewohner von Gialos. Die architektonische Schlichtheit endet, wenn man ein Stückchen weiter ins Innere Chorios kommt, dort wo die alten, aus Stein gebauten Häuser gelegen sind. Unter diesen Häusern sind auch viele zweistöckige Adelshäuser . Die Mauern, die die Gebäude umgeben, ebenfalls aus Steinbrocken gabaut, sind durch steinerne Bögen verbunden und geben den Eindruck, der ganze Bereich sei aus einem einzigen Felsen geschnitten. Leider sind die meisten dieser Gebäude verlassen und heruntergekommen. Oft sind nur die Fassaden oder Reste der Mauer zu sehen, Pflanzen wachsen zwischen den Steinen, Hunde und Katzen haben dort einen Spielplatz gefunden.

Chorio
© All rights reserved

Nach einem kurzen Spaziergang durch die Gassen fand ich zur Kirche der Heilgen Mutter („Panagia i Megali“), eine charmante, kleine blau-weiße Kirche, die auf den Ruinen eines Ritterschlosses gebaut wurde. Die Kirche war anfangs dem Hl. Georg gewidmet, wurde aber umbenannt, als die Deutchen die danebenliegende legendäre Kirche der Heiligen Mutter gegen Ende des zweiten Weltkrieg sprengten. In der Kirche selbst befindet sich ein Bild des „Letzten Tages“ aus dem 17. Jahrhundert, das zu den Werken des bekannten kretischen Malers Georgios Klontzas zählt. Die Aussicht vom Kirchenhof ist atemberaubend : auf der einen Seite entfalten sich Gialos und Hafen zu Füßen des Berges, auf der anderen sieht man das Feld von Pedi bis an das Meer reichen und ferner die türkische Küste, ihr Bild durch die Entfernung verschwommen. Ich ging um das Schloss herum, das von den Johannitern gebaut wurde, vor mehr als 500 Jahren. Auf der Mauer sieht man noch eingebaute Embleme von Adligen, die damals auf der Insel regierten. Ein Stückchen weiter stößt man auf die Ruinen des alten Tempels von Akra Athina, ein Beweis dafür, daß dort früher auch die Akropolis von Symi stand.

Bis zum 19. Jahrhundert war die ganze Stadt auf dem Berg gebaut; Gialos war nicht bewohnt, wegen der ständigen Gefahr eines Piratenangriffs. Deswegen befinden sich alle ältere Monumente und Gebäude in Chorio. Und wahrscheinlich rein aus Platzmangel hat jeder neue Bewohner der Insel auf den Ruinen der früheren gebaut, und somit die Reste älterer Zivilisationen verschwinden lassen. Ich ging wieder durch das Chorio, zu den alten Mühlen. Sie waren einst ganztäglich in Betrieb, heute stellen sie aber nur eine der Sehenswürdigkeiten Symis dar. Zwischen ihnen, gleich zu ihnen und nur schwer von ihnen zu unterscheiden befindet sich „Pontikokastro“, das „Rattenschloss“, ein 3.000 Jahre altes hellenistischer Grab. Er ist der Überlieferung nach das Grab Nireus, des Helden des trojanischen Kriegs, aber diese Behauptung konnte bisher von den Archäologen nicht bewiesen werden. Ich machte mich auf dem Weg zum Hotel.

Ein Poster, das für ein vergangenes Konzert warb errinerte mich an das Festival von Symi. Im Programm stand, daß es heute wieder ein Konzert mit Liedern von 1700 bis Heute gibt. Es wurde auf dem Hof der Kirche Ais Giannis stattfinden. Als ich dort ankam, fand ich die Kirche bis auf den Scheitel des Glockenturms hell beleuchtet. Auf dem Hof war (nicht mit großer Sorgfalt) ein Konzertplatz eingerichtet, mit Plastik-Stühlen für die Zuhörer und ganz vorne Platz für die vier Sängerinnen und die Klaviersolistin, die sie begleitete; sie waren alle jung, unbekannt und gehörten laut Broschüre zu einer kleinen musikalischen Gruppe. Die Lieder waren klassisch. Sie könnten ganz gut in einem luxuriösen Konzertsaal stehen, oder in einem Theater, aber dort, vor der Kirche, mit dem Publikum auf Plastik Stühlen schienen sie in ihrem eigentlichen Element zu sein, mit dem Zuhörer eins zu werden. Die Atmosphäre war gelassen, warm, man saß da wie gefesselt, auch die Kleinkinder hörten bezaubert zu.
Dieses Konzert enthüllte mir wie wichtig das Festival für das kulturelle Leben auf der Insel ist. Dieses Jahr war es der neunte (am Stück – ohne Unterbrechung) , wieder mit Teilnahme bekannter Künstler. Es gab nicht nur Konzerte, sondern auch Literaturabende, Kino-Vorstellungen, Malerei- und Fotoausstellungen. Die Stars locken zwar mehr Touristen nach Symi, aber kleinere Veranstaltungen, wie das Konzert vor der Kirche, sind auch sehr wichtig, weil sie das Publikum näher an die Kunst kommen lassen, auf natürliche Weise, fast ohne daß man es merkt. Die Stadt Symi gibt dabei Nachwuchskünstlern die Möglichkeit, ein breiteres Publikum zu erreichen und sorgt dafür, daß alle Veranstaltungen für jeden frei zugänglich und kostenfrei sind.

Spotlight
© All rights reserved

Die Veranstaltungen des Festivals stellen die Hauptform der Unterhaltung auf Symi. Dort gibt es kein freizügiges, wildes Nachtleben, ein paar Restaurants und Bars sind alles, was im Angebot steht. Aber auch die Besucher scheinen genau das zu suchen und zu genießen. Sie mischen sich mit den Einheimischen und begeben sich immer wieder auf Spaziergänge in den Gassen oder entlang des Mouragio, von der Apotheke bis zum Uhrturm und zurück. Die ruhige Atmosphäre schenkt dem Besucher ein familiäres Gefühl, das Gefühl man sei unter sich, isoliert, ohne daß die Grenze zur Einsamkeit überschritten wird.

---

Die Bäume warfen ihren Schatten auf die Strasse nach Pedi. Auf der rechten Seite entfalten sich Felder mit Pflanzen aller Arten, die bis unmittelbar an das Meer reichen. Trotz der Fruchtbarkeit des Bodens, reicht die Ernte nicht, um die Bedürfnisse von Einwöhner und Besucher zu decken und viele Produkte müssen noch importiert werden. Einst gab es hier Weingüter und der Wein war berühmt und begehrt für seinen Geschmack. Kurz vor dem Strand stehen die Häuser, die wörtlich im Meer gabaut sind. Das Fischerdorf ist malerisch, mit kleinen Häuschen, Kirchen und Fischerboote mit Netzen, als posiere es ständig für touristische Aufnahmen. Pedi war immer eine Art Urlaubsort für die Einheimischen. Jetzt gibt es dort ein paar Restaurants und einige Pensionen, hauptsächlich mit ausländischen Touristen besetzt. Von dort aus kann man per Boot die Strände von Agia Marina und Ais Nikolas schnell erreichen – Agia Marina ist ein wunderbarer Strand, mit weißem Sand, kristallklarem Wasser und einer kleinen Insel mitten in der Bucht, worauf die gleichnamige Kirche gebaut ist.

Boatbuilder
© All rights reserved

Ich suchte die Werkstatt von Haskas. Die Geschwister Haskas, Panormitis, Giorgos und Apostolis, bauen noch heute traditionelle hölzerne Boote und Segler. Ich fand sie in einem kleinen Haus mit Hof, unter der Markise lagen ein halbfertiges orangenfarbenes und ein kleineres weißes Boot. Ein Stück weiter stand das Skelett eines weiteren Bootes geduldig in der Sonne. Auf dem Hof waren drei Männer über einen Stapel Holzbretter gebückt. Dann kam einer auf mich zu, er war Panormitis. Ich erklärte ihm, daß ich mehr über ihre Arbeit wissen wollte, weil sie zu den wenigen noch aktiven Holzbootsbauern in ganz Griechenland zählen.
Er nahm mich mit zu dem orangenfarbenen Skelett und zeigte mir wie ein Boot gebaut wird, wie der Kiel geschnitten wird, auf dem dann Bug und Heck montiert werden und dann die Holzbretter. „Was das Boot noch dazu hat, zum Beispiel Kabine oder Stauraum, das hängt von der Bestellung ab“, sagte er mir. Im Inneren der Werkstatt sind die Maschinen für das Schneiden und Fräsen von Holz gelegen, alles in allem eine sehr originale Werkstatt, mit dem typischen Chaos.
Alle drei nahmen sich eine Pause und wir saßen unter der Markise , Panormitis ging noch ein paar Beispielfotos von Booten ausfindig zu machen. Einer von den anderen Männer war Giorgos, der Bruder von Panormitis, der andere war ein Freund, Philimonas Manoleskos . Er erklärte mir, daß er zwanzig Jahre in Panamas gelebt hat, daß sein Vater dort als Schiffbauer angestellt wurde, er habe sogar den Panamaern gezeigt, wie man gute Fischerboote macht. Nach zwanzig Jahren dort kam Philimon zurück. „Ich wollte immer zurück nach Symi, hier gefällt es mir am besten“, sagte er stolz.

Boatbuilding Workshop No. 2
© All rights reserved

Panormitis war mittlerweile zurückgekommen und zeigte mir die Bilder von Booten, die sie gemacht haben, manche waren schon beeindruckend groß. „Für ein kleines Boot brauchen wir ungefähr anderthalb Monate, für ein ... vier“, erklärte er weiter. „Wir haben nicht mehr so viele Bestellungen. Heutzutage kaufen die meisten Plastik-Boote, aber die sind nicht sogut. Bei schlechtem Wetter kann man nur mit Holzbooten anständig arbeiten, die anderen werden vom Wind verweht“. „Und wer kauft die traditionellen Boote noch“? „Meist Fischer, aber letztlich auch Ausländer, die Kundschaft ändert sich. Jetzt werden traditionelle Boote auch für den Urlaub gekauft. Das orangenfarbene hier hat ein Italiener bestellt, er kommt hier jeden Sommer und will damit fischen gehen“, sagte er, als er wieder mit seiner Arbeit anfing.

Greek idyll
© All rights reserved

Auf dem Moped, das ich gemietet hatte fuhr ich richtung Panormitis, zum Kloster des Erzengels Michael Roukouniotis. Die Strasse, die einzige große Straße Symis, ist schwer befahrbar, fast senkrecht steigend mit vielen dicht aneinander gelegenen Kurven und große Unebenheiten. Nach der Kreuzung führte ein (nicht asphaltierter) Weg an verschiedenen kleinen Kirchen vorbei zum Kloster. Die große alte Zypresse - Markenzeichen von Roukouniotis - war dieses mal von Drahtzaun umringt, wahrscheinlich wegen Bauarbeiten an seinem kleinen Hof. Auf diesem Hof findet jedes Jahr am 8. November das Fest zu Ehren des Erzengels statt. In der Ferne glühte die Sonne und bereitete sich für ihr Tauchen in das Meer vor. Das Kloster erinnert an einer Festung, da es von einer hohen Mauer geschützt wird. Eine Frau kam zur schweren eisernen Tur. Sie heißt Maria und ist die Wächterin des Klosters, sie lebt seit fünf Jahren das ganze Jahr dort, mit ihrem Mann Dimitris und ihren Sohn Michalis.

Two crosses
© All rights reserved

Wir gingen in einen schönen, mit Kies aufgelegten Hof rein. Die Kirche, mittelgroß und weißgestrichen, war in der Mitte des Hofs, umgeben von einem Π-formigen Gebäude mit Zimmern. Die Zimmer waren anfänglich für die Mönche vorgesehen, später wurden sie an Einheimischen vermietet, die dort ihren Sommerurlaub verbrachten und oft für ganze Monate im Kloster blieben. Der Eingang zur Kirche befindet sich unter einer kleinen Treppe, im „Untergeschoss“. In der Kirche selbst war die Atmosphäre schwer, bedruckt, nur eine Kerze brannte einsam auf dem Kerzenständer . Die Dekorierung spartanisch. Die Wandbemalungen sind wirklich alt, ihre Farben verschwommen, sie machen einen strengen Eindruck. Vorne, neben dem Lettner befindet sich in hölzernem Rahmen das Bild des Erzengels, mit Silber geschmuckt und mit unzähligen Opfergaben vor ihm aufgehängt, die den Glauben der Besucher symbolisieren. Ich dachte der begriff Gottesfurcht wurde in dieser Kirche erfunden, ich sagte aber nichts. Als ich mich auf den Heimweg machte, war es schon dunkel. Es war Vollmond und es sah so aus, als ob der Mond vom Berg gestutzt wurde.

Monastery of Panormitis
© All rights reserved

Tag drei. Ich war schon an der Kreuzung zum Roukouniotis vorbeigefahren und fuhr weiter in Richtung Panormitis. Die Fahrt war mittlerweile idyllisch geworden: die frisch asphaltierte Straße lief auf dem Grat des Berges, und mischte sich mit der rauhen, steinigen Landschaft. Der Blick reichte unverhindert bis zum Punkt, wo das Meer und der Himmel ineinander übergingen. Vom Scheitel konnte man den Strand von Marathounda sehen und ein Stückchen weiter die kleine, runde Bucht Panormos mit ihrer kleinen Öffnung; ein ausgezeichneter natürlicher Hafen. Eine Viertelstunde später parkte ich vor dem Eingang des Klostergeländes . Die Gebäude sind auf dem Bootsteg nebeneinander gereiht, höchstens fünf Meter vom Wasser entfernt, der Glockenturm ragt im Zentrum in den Himmel hinaus und symmetrisch um ihn sind die Herbergen arrangiert. Hinter und neben den Gebäuden befinden sich Güter, von einem weißgestrichenen Zaun umrahmt, an dessen Ende es einen kleinen Sandstrand gibt. Das Kloster ist öffentlich und die Zimmer sind an jeden Interessierten zu vermieten. Panormitis ist heute noch wegen der Ruhe und der Nähe zum Meer ein Urlaubsortort für die Symier, aber auch eine Art Sehenswürdigkeit für Ausflügler aus Rhodos. Im Hafen befanden sich Yachten , im Font die alte Windmühle, die heute nur als Spaziergangsort dient. In dem Moment fuhr eine Fähre in den Hafen, in der nächsten Stunde würde der Ort von Touristen überflutet, die sich im Urlaubsanzug in der Kirche und den Museen und auf dem Bootsteg herumtreiben würden. Sie stellen auch einen Teil des sommerlichen Alltagsrituals in Panormitis, ein angenehmer multi-kulti Hauch im ruhigen Kloster.

The Abbot
© All rights reserved

Der Sekretär kam in den Raum, um zu verkünden, daß der Abt angekommen war und mich empfangen konnte. Ich hatte es schwer, den Kaffee, die Kuchen und den türkischen Hönig zu verlassen - traditionsgemäß jedem Besucher angeboten werden, aber ich wollte einiges über die Geschichte der kleinen Kirche des Erzengels Michael, die im 14. Jahrhundert gebaut wurde, erfahren. Ich fand Gavriil Margaritis in seinem Büro mit der klostertypischen, schweren Dekorierung. Wir fangen unsere Diskussion mit der Geschichte der Kirche, die im 14. Jahrhunderts auf den Ruinen eines antiken Tempels des Poseidon gebaut wurde, um später eins der mächtigesten Klöster im griechischen Raum zu werden. Margaritis erzählte mir den Mythen, wie das Kloster gegründet wurde : eine Bäuerin fand ein kleines Bild des Erzengels, nahm es mit nach Hause und stellte es neben die anderen im Hausaltar. Am nächsten Tag war das Bild verschwunden und als die Bauerin es suchte, fand sie es wieder dort, wo es am Tag zuvor war. Dies wiederholte sich noch zweimal, bis die Bauerin eine Erscheinung des Erzengels hatte, wobei ihr befohlen wurde, eine Kirche aufzustellen.

Red passion
© All rights reserved

Die Kirche wuchs immer mehr, bekam einen schönen Hof und kunstvolle Dekorierung. Das Gotteshaus wird von einem zweistöckigen Gebäude umgeben, mit Lager, den Museen – Volkskunde- und Religionsmuseum- und den Zellen für die Mönche. Entlang des zweiten Stocks gibt es einen breiten Balkon mit Sicht auf das Mosaik des Innenhofs und den großen, 1905 gebauten Glockenturm. Es wird spekuliert, daß die große, in Russland gebaute Glocke ganze 3 Tonnen wiegt, Spende des hydraischen Kapitänen Panos Trekas, während eine der zwei kleineren vom symischen Meister Anastasiadis gefertigt wurde und „nur“ 720 Kg auf die Waage bringt. In der Kirche selbst sind der Altar und die Bemalungen beeindruckend, selbst im Durcheinander der Reparaturarbeiten. „Der alte Lettner wurde von kotischen Meister Drakos Taliadouros ende des 18. Jahrhunderts gefertigt, aber die anderen Stücke sind jünger und wurden von einem Symier Anfang des 20. Jahrhunderts gefertigt“, antwortete Margaritis auf meine Frage über die Dekorierung der Kirche. Der Lettner weist eine sehr komplizierte Dekorierung auf, mit feingeschliffenen Drachen- und Löwenähnlichen Kreaturen. Das Bild des Erzengels ist mit Silberguss überzogen – schon im Jahre 1724, wie die Schrift auf dem Schwert verkündet. „Auch die anderen Bemalungen sind sehr originell und beeindruckend“, sagte ich Gavriil Margaritis. „Die Bemalungen weisen eine Nähe zur Volkskunst, typisches Merkmal der symischen Kirchenmalerei des 18. Jahrhunderts“, kommentierte der Abt . Die Bemalungen wurden höchstwahrscheinlich vom Mönch Neofytos gefertigt, einem berühmten Kirchenmaler dieser Zeit „ . Wir redeten weiter über den heutigen Stand der Dinge dort, über die Gläubigen, die jeden Sommer das Kloster besuchen – wie die vielen Opfergaben zeigen, über die Symier ,die dort den Sommer verbringen, über die Museen und die Bibliothek mit den seltenen Handschriften. „Wir haben auch noch das Altenheim fertiggebaut“, sagte Abt Margaritis,“jetzt leben dort 12 ältere Menschen, vom fünfköpfigen Personal betreut“. Das Altenheim, ein gelbes Gebäude auf dem Hügel hinter dem Kloster, stellt eine große Hilfe für ältere Leute dar, denn sie können in der ruhigen Atmosphäre des Panormitis Wärme und Zuneigung finden.
Bevor ich zurück nach Gialos fuhr, ging ich zur alten Mühle. Von dort, an der Einfahrt des Hafens, konnte man die Kirche, die Herbergen und das Altenheim sehen, getaucht im sanften Licht der spätnachmittäglichen Sonne.

Iron Man
© All rights reserved

Der nächste Tag war mein letzter auf Symi und ich wollte den Vormittag ruhig in Gialos verbringen. Das einzige, was ich noch tun wollte, war dem bekannten Glockenbauer Anastasiadis einen Besuch zu gestatten, einer der letzten in Griechenland heute. In der Eisenwerkstatt in Gialos fielen die Metallstücke lärmend auf den Boden. Ein Auszubildender zeigte mir Philimonas Anastasiadis, vor dem Kamin an einer Eisenstange gebückt. Er war überraschend jung, um die 35 und hörte nicht auf zu arbeiten, als wir uns unterhielten. „Mein Großvater fing an, Glocken zu bauen, um 1860. Er zahlte einen Techniker aus Syros und lernte bei ihm die Gießereitechnik, davor war er nur Schmied . Seitdem lernt der Sohn beim Vater die Kunst . Mein Vater, Tasos, baut noch Glocken, aber nicht mehr so oft. Wenn es doch eine Bestellung gibt, gehe ich und ein paar Freunde helfen, mehr zum Spaß, aber auch weil die Gießerei-Arbeit schon viele kräftige Hände braucht“. Er erklärte mir wie die Glocken gebaut werden, wie man die Vorlagen aus Ton baut, wie das Metal bei 1000 Grad geschmolzen und dann gemischt wird, welcher Anteil an Kupfer und Zinn der richtige ist. „Die Vorlage wird jedes mal zerstört, um die Glocke rauszunehmen, jede Glocke ist also ein Einzelstück“, sagte Philimonas. Dann skizzierte er mir auf Papier wie der Querschnitt einer guten Glocke aussehen soll und erklärte, daß der Klang dann besser ist, wenn das Metall am unteren Rand dicker und oben dünner ist. Ich fragte nach der Gießerei in Nimborio. „Die Gießerei ist für erhaltungswürdig erklärt worden, jetzt arbeiten wir nicht mehr da, nur bei Sonderbestellungen. Es ist aber Schade, daß die Leute nur über die Glocken informiert sind, denn wir bauten in der Gießerei auch Zubehör für Barkassen, Taucherglocken und Luftpumpen, als es noch keine Druckluftflaschen gab. Heute ist nur diese Eisenwerkstatt in Betrieb, wir machen kleinere Sachen für die Leute hier“. Er nahm eine weitere Stange aus dem Feuer und fing an, sie mit dem Hammer zu biegen. Bevor ich ging verabredeten wir uns für den Winter, ich versprach dabei zu sein, wenn sie wieder Glocken bauen.

Ich ging wieder raus in die frische Luft, in die Gassen von Gialos. In der Fähre nach Rhodos hatte ich das bittere Gefühl, daß ich etwas schönes verlassen hatte, um zum Alltag zurückzukehren. Aber Symi ist ja nur zwei Stunden von Rhodos entfernt.....

6 comments:

Anonymous said...

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website soulseeing.blogspot.com Links tauschen

Anonymous said...

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website soulseeing.blogspot.com Links tauschen

Anonymous said...

Here are 7 top lupus symptoms for lupus, this brief outline about lupus.
Pelo que sei como explicar a minha esposa s teve grande melhora depois de
toda razn o justificacin. Worldwide, a plaintive, guttural howl echoing from the
trial, BLISS-52, and they tend to have my husband or any of the dingo's arrival from India. Some insurers have refused to make. I now laugh at me with the use of safe, cushiony cloud. Just because you don't want CFS/ME or anything else for that?



Here is my web page lupus treatment Grouse Creek

Anonymous said...

With a 32 GB micro SD Posting, you can get The same
theme can go with blogging.

Visit my page :: click here
Also see my webpage - click here

Anonymous said...

What's up to all, how is everything, I think every one is getting more from this site, and your views are fastidious for new visitors.

My web blog; clear

Anonymous said...

The first thing that you should if you find it hard to conceive is to go to your doctor. In order to make the process of getting pregnant fast without any harmful side effects, natural treatment methods are the right choice in comparison to conventional treatments.
http://pregnancyhelper.in